Das innere Kreativteam: Der Richter

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Kreativteam: der Richter

Der dritte im Bunde ist der innere Richter. Der Richter ist in unserer Kultur leider oft in erster Linie ein destruktiver Kritiker, das aber sollte er gerade nicht sein. Zudem ist es auffällig, das gerade in Deutschland der Kritiker in der Schule stark gefördert wird. Ein „kritischer Geist“ zu sein ist hoch angesehen, solange sich dieser Geist auf den Unterrichtsstoff bezieht.

Eigentlich soll der Richter aber nicht in nur in Frage stellen, er bewertet, möglichst neutral, die Ideen des Künstlers und wägt ab, welche der Ideen für eine Umsetzung taugen und welche nicht. Welche Ideen an den Krieger weitergegeben werden, und welche zurück an Forscher und Künstler, Mülleimer und Think-Tank gehen. Für die Ideen die er dem Krieger weiter gibt hat er eine gewisse Verantwortung, nämlich, dass der Krieger sich nicht eine blutige Nase holt, also etwa eine Idee mehr Nachteile als Vorteile hat.
Der Richter kann viele Aspekte durchdenken um zu seinem Urteil zu kommen.

Negatives und Positives

Die destruktive Kritik ist die größte Verführung des Richters. Das ist am leichtesten, ist aber oft nur die Abwehr des Neuen.

„Der menschliche Verstand mag eine ungewohnte Idee so wenig wie der Körper ein ungewohntes Protein mag und wehrt sich dagegen mit einer ähnlich starken Energie“
Beveridge, Wissenschaftler.

Deshalb die Gegenfrage: was ist denn Interessant an einer Idee? Was lohnt sich? Oder die feine Regel: für jedes Veto, für jede destruktive Kritik eine konstruktive Idee entwickeln, einen lohnenswerten Aspekt entdecken.

Was sind meine kulturellen und eigenhistorischen Vorannahmen?

Unter eigenhistorischen Vorannahmen verstehe ich alle eigenen Erfahrungen, die dazu führen, dass ich eine Idee falsch einschätzen könnte. Dazu gehören schlechte Erfahrungen, die meist zu Vermeidung führen, aber auch gute Erfahrungen, die zu wiederholungszwang oder Blindheit gegenüber Nachteilen führen. Hier hilft nur das systematische durchgehen von Checklisten,wie etwas die SWOT-Liste.

Kulturelle Vorannahmen erkennen wir am besten wenn wir uns selbst in andere Kulturen begeben und dort irritiert sind, wenn es eben nicht so ist, wie wir dachten. Solche fremde Kulturen können auch innerhalb unserer Kultur gefunden werden. Trefft euch mal mit Leuten, mit denen ihr sonst nie zu tun hättet. Ich hatte mal einen Kurs mit so genannten „Bildungsfernen Frauen“ und musste erkennen, dass Vieles, was ich für selbstverständlich hielt, dort unbekannt war (z.B. Bibliotheken).

Wenn ich mir meiner Vorannahmen bewusst werde, dann ist es die Aufgabe des Richters, diese Vorannahmen auf ihre Gültigkeit zu prüfen.

Und was sagt der Narr?

Eine recht kreative Weise, Ideen zu prüfen, ist der Narr. Er zieht unsere Vorannahmen durch den Kakao und macht sie lächerlich, in dem er genau die gegenteilige Position mit viel Spaß vertritt.

Autofahren nur ohne Alkohol? Genau das Gegenteil wäre richtig: Wenn mehr Menschen volltrunken Auto fahren, gibt es weniger Verletzte, weil die Leute so unsicher sind, dass sie ganz langsam fahren müssen. Und die vielen Beulen kurbeln doch die Wirtschaft total an. Umweltpolitisch ...

Na ich will euch den Spaß nicht nehmen, da noch etwas weiter zu denken. Wenn es nix bringt, dann macht es wenigsten viel Spaß.

Was sagt mein Körper?

Gerade bei persönlichen Ideen kann man die Weisheit des eigenen Körpers nutzen. Ideen, bei denen ich positive körperliche Signale spüre (glückseliges Grinsen, kribbeln im Bauch, wenn ich mich nicht mehr im Stuhl halten kann...) haben eine gute Chance vom Krieger umgesetzt zu werden.


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